Digitalkompetenz in der Führungsetage verankern: Ein Gespräch mit Daniela Aufermann
Am 20. September 2024 durften wir Daniela Aufermann, im Rahmen unserer Lunch & Learn-Reihe, begrüßen. Sie ist Chief Digital Officer (CDO) an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik - Universität Witten/Herdecke in Datteln. Daniela Aufermann teilte mit uns ihre tiefen Einblicke und Erfahrungen zum Thema „Der Alltag einer CDO: Digitalkompetenz in der Führungsetage verankern.“
Was macht eine*n Chief Digital Officer aus?
Ein Chief Digital Officer (CDO) ist eine Führungskraft, die die digitale Transformation eines Unternehmens vorantreibt. Diese Rolle erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch starke Führungsqualitäten, Innovationsgeist und die Fähigkeit, Veränderungen zu managen und zu kommunizieren.
CDOs sind dafür verantwortlich, digitale Strategien zu entwickeln und umzusetzen, digitale Innovationen zu fördern sowie sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter:innen die notwendigen digitalen Kompetenzen entwickeln.
Der vielfältige Alltag einer/eines CDO
Daniela Aufermann beschreibt den Alltag einer/eines typischen CDO als unglaublich vielfältig und dynamisch. „Es gibt jeden Tag etwas Neues zu klären, zu organisieren und zu managen,“ erklärt sie.
Ein zentraler Aspekt ihrer Arbeit sind die Emotionen, die aufgrund von Missverständnissen oder unklarer Kommunikation in den Teams oft aufkommen. Sie muss häufig zwischen verschiedenen Parteien vermitteln und dabei helfen, eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Neben der emotionalen Arbeit ist ihr Alltag geprägt von der Organisation von Projekten zusammen mit ihren Kollegen aus der Projektleitung. Ein wesentlicher Teil ihrer Aufgaben besteht in der Kommunikation mit den klinischen Anwender:innen, um deren Bedürfnisse und Herausforderungen zu verstehen.
Unterschied zwischen einer/eines CDO und Change Management
Auf die Frage nach dem Unterschied zwischen einer/eines CDO und Change Management erläutert Daniela Aufermann, dass es viele Parallelen gibt.
Change Management gehört für sie klar zu den Aufgaben einer/eines CDO, doch ihr Hauptfokus liegt auf digitalen Themen. „Die Rolle im Change Management ist es, zu kommunizieren und die Leute mitzunehmen, was auch ein großer Part für eine CDO ist. Man muss viel zwischen den Leuten vermitteln, präsent sein, unterstützen und positiv kommunizieren.“
Zu Beginn ihrer Tätigkeit als CDO hospitierte Daniela Aufermann in verschiedenen Abteilungen, um sich einen Überblick über die Herausforderungen und Probleme ihrer Kolleg:innen zu verschaffen.
Besonders im Bereich Technologie betont sie: „Beim Thema Technologie ist es entscheidend, zuzuhören und eine klare Perspektive zu bieten. Es muss verstanden werden, was Technologie leisten kann und was nicht, sowie welche Prozesse vorher organisiert sein müssen, damit die Technologie effektiv eingesetzt werden kann.“
Digitalisierungskompetenz in die Führungsetage bringen
Daniela Aufermann betont, dass viele Führungskräfte keinen Digitalisierungshintergrund haben, sondern eher Erfahrung in Bereichen wie BWL oder Recht.
Um Berührungsängste abzubauen, schuf sie zunächst eine Grundbasis. Sie setzte sich einmal im Monat mit der Klinikleitung und Geschäftsführung zusammen, um Basiswissen zu vermitteln und die Unterschiede zur IT zu erklären. „Transparenz ist der wichtigste Faktor, wenn man über Digitalisierungsprojekte spricht,“ betont sie.
Tipps und Tricks für den Umgang mit Veränderungsresistenz
Daniela Aufermann teilt wertvolle Tipps für den Umgang mit Mitarbeiter:innen, die Veränderungen gegenüber skeptisch sind.
Sie erklärt, dass jeder Mensch individuell ist und es wichtig ist, die Hintergründe des Widerstands zu verstehen. „Ich möchte wissen, ob es Ängste sind, Unsicherheit in der Bedienung, die durch Schulungen behoben werden kann, die Furcht, den Arbeitsplatz zu verlieren oder ob sich die Person nicht abgeholt und missverstanden fühlt.“
Falls der Widerstand auf Trotz beruht, gibt es laut Daniela zwei Methoden: „Man könnte demjenigen eine größere Rolle zuschreiben, damit er mehr Bezug zum Projekt hat oder man begegnet dem Widerstand, indem man zuhört. Im schlimmsten Fall muss man sich von dieser Person trennen, aber oft klärt sich der Widerstand durch Zuhören und Fingerspitzengefühl.“
Die Einführung eines Patientenportals
Aktuell plant Daniela Aufermann zusammen mit ihrem Team die Einführung eines Patientenportals für 2025. „Es gibt viel Freude und positives Feedback zu unserem Projekt, aber auch eine gewisse Skepsis, ob alles wirklich so funktionieren wird wie geplant und wie die Patient:innen darauf reagieren werden,“ berichtet sie.
Dabei sei es besonders wichtig, offen und transparent mit den Patient:innen sowie mit den Kolleg:innen zu kommunizieren, um deren Bedenken ernst zu nehmen und sie in den Prozess einzubeziehen.
Kompetenzen und Fähigkeiten einer Führungskraft im digitalen Zeitalter
Abschließend betont Daniela Aufermann die notwendigen Kompetenzen und Fähigkeiten einer Führungskraft im digitalen Zeitalter: „Digitales Wissen ist wichtig, egal in welcher Branche. Man muss reflektionsfähig sein und bereit sein, Plan A zu überarbeiten. Auch eine große Portion Mut ist notwendig. Selbstkritik und der Umgang mit Konflikten sind ebenfalls essenziell.“
Wir danken Daniela Aufermann herzlich für ihre wertvollen Beiträge und freuen uns auf weitere inspirierende Gespräche.
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